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18.06.2017, 06:52 Uhr | Roland Limberg/Susanne Reichert
500 Kinder in Frankfurt erhalten keinen Platz an ihrer Wunschschule
 „Jedes Jahr erlebt Frankfurt ein immer wiederkehrendes Phänomen – die Viertklässler wechseln auf die weiterführenden Schulen. Und jedes Jahr endet dies in Frankfurt in Chaos und Frustration“, kommentiert Roland Limberg (CDU), Kinderbeauftragter des Ortsbeirates 5 für Oberrad. „In diesem Jahr sind es rund 500 Schülerinnen und Schüler, die aufgrund von Schulplatzmangel nicht auf ihre Wunschschule gehen können und aus diesem Grund Schulen in anderen Stadtteilen zugewiesen werden, bei denen sie einen Schulweg von einer Stunde und mehr (einfach) in Kauf nehmen müssen.“
Roland Limberg
 

Dies ist ein Armutszeugnis für eine Stadt wie Frankfurt am Main. Das Prestige einer wachsenden Stadt zeigt sich nicht an Projekten, sondern an einer den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientierten Planung und dem daraus resultierenden Wohlbefinden.

 

„Die vorhandene Regelung, dass Beförderungszeiten von bis zu einer Stunde für den Schulweg von Schülerinnen und Schülern akzeptabel seien, halte ich für unzumutbar und betrachte dies als eine Form der Körperverletzung. Kinder im Alter von 10 Jahren werden plötzlich aus dem vorhandenen sozialen Umfeld gerissen, müssen einen langen Schulweg in einen anderen Stadtteil bewältigen und können im neuen Klassenverband aufgebaute, soziale Bindungen und Freundschaften aufgrund der großen Entfernung nicht pflegen“, so Limberg weiter. „Alte Freundschaften zerbrechen aufgrund von Zeitmangel und fehlender Kontaktmöglichkeiten. Sportliche Aktivitäten in Vereinen werden erheblich erschwert oder bleiben auf der Strecke.“

 

Die Gestaltung von Freizeitaktivitäten ist nach einem solch langen Schultag kaum noch möglich – zumal in der Regel ja auch noch Hausaufgaben zu bewältigen sind. In jedem Unternehmen würde der Personalrat bei einer derartigen zeitlichen Belastung der Mitarbeiter intervenieren, aber den Schülerinnen und Schülern wird mit Übertritt auf eine weiterführende Schule eine solche Belastung zugemutet. Abgesehen davon, dass diese Entwicklung ebenfalls zu einer Erhöhung des Autoverkehrs zwischen den betroffenen Stadtteilen führen wird, da die Eltern schon alleine aus einem gewissen Sicherheitsdenken heraus ihre Kinder oftmals mit dem Auto zur Schule fahren werden.

 

„Hier müssen schnellstens die Prioritäten neu gesetzt und die geschönte Darstellung innerhalb der Bildungspolitik dieser Stadt hinterfragt werden. Jedes Wachstum erreicht irgendwann seine Grenzen und kann dann sehr leicht ungesunde Tendenzen entwickeln“, fügt Roland Limberg abschließend hinzu. „Zukünftig sollte auch eine breitere und intensivere Aufklärung der Eltern im Hinblick auf die verschiedenen Bildungswege und möglichen, zukunftsorientierten Berufsfelder stattfinden, die auch die Ausschließlichkeit des gymnasialen Bildungsgangs, den viele Eltern als einzige Möglichkeit für ihre Kinder sehen, um später eine erfolgreiche Berufswahl treffen zu können, entsprechend relativiert.“

 

Um die Schulentwicklung im Frankfurter Süden sinnvoll voranbringen zu können, hat die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 5 einen Antrag an den Magistrat der Stadt Frankfurt am Main verabschiedet, in dem um Auskunft über die Anzahl der Erstanmeldungen zum Schuljahr 2016/2017 an den weiterführenden Schulen im Ortsbezirk 5 sowie über die Anzahl der Schülerinnen und Schüler gebeten wird, die letztlich tatsächlich in den weiterführenden Schulen im Ortsbezirk 5 aufgenommen werden konnten.